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Effizienter Kommissionieren. 10 Praktikertips

Schneller können im Lager die Kosten nicht gesenkt werden, so wird Ihre Kommissionierung in 10 Schritten garantiert effizienter!



Kommissionierung ist vom Grund her keine Raketentechnologie, der Teufel steckt aber oft im Detail.



In 10 Schritten erläutert der Autor Andreas Mümken sehr praxisorientiert wie die Kommissionierung in kürzester Zeit wesentlich effizienter gestaltet werden kann.


Der Autor Andreas Mümken blickt auf eine 27-jährige Erfahrung im Logistikbereich zurück. In dieser Zeit hat er über 1.000 Logistikabwicklungen in den verschiedensten Branchen betrachtet. Dies waren Logistikabwicklungen mit einen Logistikjahresbudget von 3 bis 100 Mio €., von der einfach guten mini Logistik bis zum komplexen Mega-High-Tech-Logistikzentrum hat Mümken in Europa alles gesehen.


Grundvoraussetzung um die Kommissioniereffizienz zu erhöhen ist zunächst die Bereitschaft zur Veränderung. Für viele Unternehmen heute immer noch keine Selbstverständlichkeit.


Hat man sich dazu entschieden Veränderungen zuzulassen, geht Mümken in 10 Schritten sehr strukturiert vor.


Im ersten Step spricht Logistikexperte Mümken nicht mit den Logistikern im Hause, sondern mit den Vertriebsexperten. Der Vertrieb hat nämlich unbedacht einen entscheidenden Einfluss auf die logistischen Abläufe die berücksichtigt werden müssen. Mit den Vertriebsexperten werden die genauen Kundenanforderungen definiert, die in die späteren Kommissionierstrategien einfliessen.


Dies können u.a. sein:

  • Laufzeitanforderungen, diese beeinflussen mögliche Synergiepotentiale

  • Sperrige Güter. Diese benötigen eine spezielle Transportabwicklung

  • Thema Anbruch. Verkauf nur von vollen Verpackungsseinheiten

  • Neue ebusiness Anforderungen

  • etc.


Um eine perfekte Kommissionierabwicklung zu realisieren, sind nach der Erfahrung von Andreas Mümken folgende Basisvoraussetzungen im Logistikbereich zwingend erforderlich:



1. Eine flexible aufgestellte Logistikmannschaft mit Jahresarbeitszeitkoten


2. Nachhaltige, wiederholbare, stabile und einfache Prozesse


3. Kompetentes Logistikpersonal


4. Kontrolle über Kosten und Services & KPI’s = Logistikcontrolling


5. Logistische IT Kompetenz im jeweiligen Unternehmen


6. Ein funktionierendes und gelebtes KVP System



Eine weitere Voraussetzung ist eine papierlose Logistik!



In einer modernen Kommissionierung hat Papier heute nichts zu suchen. Nur beleglos lassen sich logistische Prozesse optimal steuern und messen. Und alles was man in der Logistik nicht messen kann, kann man auch nicht steuern, so Mümken.


Nachdem die Grundvoraussetzungen geschaffen wurden, kommen wir zur logistischen Praxis.Nahezu jede Logistik ist vom Grundsatz her gleich oder nahezu ähnlich strukturiert.


Produkte werden hergestellt und müssen zum Kunden. Der einzige Unterschied ergibt sich aus der Produktbeschaffenheit und aus der Kundenanforderung. Die Produktivität der Kommissionierung ist i.d.R. abhängig von der Auftragsstruktur, Auftragslast und vom Lagerlayout.



Step 2: Das Grundübel in der Kommissionierung fängt meistens im Wareneingang an


Fangen wir nun im Wareneingang an. Ob es sich um Handelsware oder um Ware aus der Produktion handelt ist zunächst in unserer Betrachtung unerheblich. Der Wareneingang braucht Avise!


Um den Wareneingang exakt steuern und planen zu können, müssen die Wareneingänge von der Produktion, den Lieferanten oder von den Spediteuren rechtzeitig voravisiert werden. Was kommt wann in welcher Menge?


Noch wichtiger als die Voravisierung sind jedoch exakte Artikelstammdaten. Hier krankt es bei vielen Unternehmen, machen Sie ruhig mal einen Selbsttest.


Folgende Basisdaten sind für eine effiziente Kommissionierung zwingend erforderlich:


  • Volumen. Länge x Breite x Höhe der Verpackung


  • Gewicht brutto/netto


  • Barcodelabel (u.a. EAN oder RFID) zur eindeutigen Identifizierung


  • Paketdienstfähiger Artikel?


  • Ausführliche Produktbeschreibung


  • Produktbilder!


  • MHD = Haltbarkeitsdatúm


  • ...und einige mehr


In der Logistik gibt es einen schönen Spruch, der sich für den Wareneingangsbereich aber leider immer wieder bestätigt: „bull shit in bull shit out = BIBO“


Warum die vollständigen Artikelstammdaten schon bei Wareneingang im System hinterlegt sein müssen ist leicht erklärt:



  • Wie will ich die optimale Lagerart des Artikels ermitteln, wenn ich nicht weis in welche Fachgröße mein Artikel hineinpasst

  • oder

  • Ist die Verpackung Paketdiensttauglich oder nicht. Dies kann den späteren Verpackungsprozess erheblich vereinfachen


Step 3: Ist mein Lager überhaupt für eine effiziente Kommissionierung geeignet?


Eine Grundregel der Lagerlogistik: „Logistik braucht Platz“.


Viele Lagerbereiche sind zu klein dimensioniert und platzen aus allen nähten, die Folge ist, jedes zusätzliche Handling der Ware kostet Zeit und Geld. Aus diesem Grund muss zunächst für ausreichend Platz gesorgt werden. Anschließend müssen die Lagerbereiche optimal gestaltet werden. Wo lagere ich am optimalsten meine Top Renner Artikel (vgl. A-Artikel) um die Wege kurz zu halten und wo lagere ich meine Penner Artikel (vgl. C-Artikel) die sich kaum noch drehen.


Step 4 Mit der richtigen ABC-Klassifizierung den „Logistikturbo“ schalten


Viele Experten sprechen von einer ABC Struktur im Lager aber was bedeutet dies eigentlich in der Praxis?


Normal sollte man meinen, A-Artikel sind meine Top Renner Produkte und C-Artikel sind meine Ladenhüter.


Jedoch aus Logistikersicht weit gefehlt.Für den Logistiker sind in der Kommissionierung die sog. Greifeinheiten das Maß der Dinge die über A, B oder C Klassifizierung entscheiden.



Dies ist auch logisch. Aufwand entsteht in der Kommissionierung durch Greifeinheiten, volle Paletten durch ein Lager zu schleusen ist die simpelste Abwicklung in der Logistik und nicht der größte Kostentreiber.Wenn man Logistikmanager zur ABC-Klassifizierung befragt kommt immer wie aus der Pistole geschossen: „Na klar haben wir, machen wir jeden Tag...“.



Beim ersten Lagerrundgang stellt sich dann oftmals heraus, dass sich auf den Produkten auf den teuersten Top-A Kommissionierplätzen eine dicke Staubschicht angesammelt hat. Hier empfiehlt der Autor auch mal einen Selbsttest im Unternehmen.


Also, die ABC Struktur nach Greifeinheiten einrichten. Hierbei hat sich folgende Staffel als erste Richtgröße bewährt:


A-Artikel mehr als 36 x pro Woche gegriffen entspricht 50% der Greifeinheiten B-Artikel mehr als 13 x pro Woche gegriffen entspricht 25% der Greifeinheiten C-Artikel mehr als 1 x pro Woche gegriffen entspricht 25% der Greifeinheiten


Ganz entscheidend ist, dass die ABC Struktur permanent aus dem aktuellen Auftragspool aktualisiert wird.



Die Empfehlung lautet einmal pro Woche einen Check vorzunehmen, da ständig neue Produkte hinzukommen, Kunden hinzukommen oder wegfallen, saisonale Schwankungen vorhanden sind und sich somit Lieferstrukturen permanent ändern.


Und nicht nur an die ABC Klassifizierung denken, sondern auch an XYZ!


Nein, es wird jetzt nicht kompliziert, Logistik ist wirklich keine Raketentechnologie. XYZ besagt, wie gross müssen meine Fächer dimensioniert werden.


Beispiel Fachbodenregal: „Wie viele Artikel bekomme ich in ein Fach und wie lange hält der Vorrat in diesem Fach“.


Step 5 Stichwort Tagesscheibe. Die meisten Logistiken sterben am Nachschub


Der Autor ist ein großer Fan davon, dass sich alle Artikel die ich am Tag zu kommissionieren habe, im direkten Zugriff befinden und keine Nachschubfahren stattfinden sollen. Die meisten Logistiken sterben an der richtigen Nachschubstrategie. Die Kommissionier stehen vor leeren Lagerplätzen und das Chaos im Lager nimmt seinen Lauf. Deshalb empfiehlt es sich, immer die Menge einer kompletten Tagesscheibe im direkten Kommissionierzugriff zu haben. Dies ist aus Platzgründen in vielen Logistiken augenscheinlich nicht möglich aber Logistiker Mümken kennt für jedes Platzproblem eine Lösung.


Step 6 Wir haben keinen Platz


Dies ist die beliebteste Aussage eines Lagerleiters.


Beim ersten Lagerrundgang stellt man nicht nur den bereits beschriebenen Staub auf den Top A Kommissionierplätzen fest, sondern auch, dass komplette Palettenstellplätze mit kleinen Einzelkartons belegt sind, dass viele Lagerplätze in der 2.,3.,4. Ebene nicht genutzt werden, dass Altware mit bereits 8 Inventuretiketten in den A-Zonen gelagert wird.Also: Das Lager erst einmal gründlich aufräumen! Die Prozedur ist bei den Mitarbeitern im ersten Schritt nicht beliebt, wenn aber die ersten Erfolge sichtbar sind, wir die ganze Mannschaft mitziehen.Nach den Aufräumen ist dann vor dem aufräumen. Täglich nach Kommissionierende muss eine sog. Umlagerliste der Restmengen auf dem Palettenplätzen ins Fachbodenregal erfolgen. Dies muß täglich erfolgen um dauerhaft ausreichend Platz zur Verfügung zu haben.


Step 7 Gezielte Auftragsfreigabe ist das Highlight der Kommissionierung


Das Thema Auftragsfreigabe zur Kommissionierung ist ein Dauerbrenner in fast jeder Logistik.



Im Bereich der Auftragsfreigabe, oft auch Leitstand genannt, dürfen nur Mitarbeiter arbeiten, die den Gesamtlogistikprozess verstanden und selbst auch durchlebt haben. Eine clevere Auftragsfreigabe kann erheblich Ressourcen sparen, ansonsten droht der Kostenturbo in der Logistik.Mit der Auftragsfreigabe entscheidet sich, mit welchem Gesamtaufwand die Lieferungen kommissioniert werden.


Der größte Fehler der immer wieder in der Auftragsfreigabe gemacht wird ist, dass Aufträge ohne verfügbaren Bestand freigegeben werden. Hierdurch wird ein Rattenschwanz von Folgeprozessen losgetreten.


Wie mache ich es richtig?


Bewährt hat sich, sich vom einfachen zum schwierigen Vorzuarbeiten. Ein Auftrag mit 300 Positionen kann schon eine ganze Logistik lahmlegen und blockiert den Kommissionier für eine lange Zeit. Besser 300 Kunden mit einer Position glücklich machen, als ein Kunde mit 300 Positionen.


Step 8 Das richtige Equipment für eine effiziente Kommissionierung


Bei dem Lagerequipment verschlägt es einem immer wieder die Sprache mit welchen abgenubelten Zeugs von den Mitarbeitern Höchstleistungen erwartet werden.


Michael Schumacher wird auch nicht mit eine Fiat Panda F1 Weltmeister...


Nachstehend einige Beispiele:


Beispiel 1: Altes Lagerequipment muss nicht unbedingt schlecht sein aber wenn Kommissionierer/innen mit ein einem Handhubwagen auf eine Kom.-Fahrt von vielen hunderten Metern geschickt werden, da kann keine Effizienz erzielt werden.


Beispiel 2: Mitarbeiter werden mit Schnellläufern mit 2,50m langen Gabeln durch enge Gänge geschickt. Hier wird alles kurz und klein gefahren, Schäden und Ineffizienz sind die Folgen.


Beispiel 3: Aber auch am Licht wird heute vielerorts in der Logistik gespart, in dunklen Höhlen kann keine Höchstleistung erreicht werden. Mit neuer LED Technik muss gutes Licht nicht teuer sein.


Beispiel 4: Lieber warm arbeiten als schwitzen. Energie ist teuer, da verwundert es, wie 14 Meter hohe Lagerhallen auf 24 Grad beheizt werden.


Schmunzeln Sie jetzt nicht, bei Ihnen im Lager könnte es so auch aussehen.


Einige Faktoren auf die im Lager wert gelegt werden muss:


1. Ordnung und Sauberkeit


2. Genaue, exakte und eindeutige Kennzeichung der einzelnen Lagerbereiche


3. Lieber manuell als mit viel Fördertechnik um flexibel zu bleiben. Änderungen im Artikelspektrum können eine Fördertechnik schnell zum Altmetall machen


4. Verlangen Sie von Ihren Lagermitarbeitern nur mögliches. Eine 45 kg Kommissioniererin wird nicht den ganzen Tag 30 kg schwere Pakete dauerhaft effizient packen können.


5. ___


Step 9 Die richtige Kommissionierstrategie


Über das Thema richtige Kommissionierstrategie:


  • Mann zur Ware

  • Ware zum Mann

  • einstufig

  • zweistufig

  • Einzelkommissionierung oder Multi-Order-Pick

könnte man dicke Bücher schreiben.


Welche Kommissionierstrategie für Ihre Anwendung unterm Strich die effektivste ist, kann durch eine genaue Analyse der Liefer- und Artikeldaten schnell ermittelt werden.


Step 10 Die richtige IT zur Kommissonierung


Damit 10,20, 50 oder 100 Kommissionierer produktiv arbeiten können, bedarf es einer Software die explizit auf logistische Prozesse abgestimmt ist.


Zum Funktionsumfang moderner Logistik IT-Systeme gehören:


  • Staplerleitssystem

  • Wegeoptimierung, Materialflusssteuerung, Materialflusssimulation

  • Komplementäranalyse. Welche Artikel werden i.d.R zusammen geliefert

  • Datenfunklösungen, pick-by-voice, pick-by-light

  • Schnittstellenmanagement mit diversen Transportdienstleistern

  • Ansteuerung von AKL’s (Automatisches Kleinteilelager)

  • Dynamische Stellplatzverwaltung

  • Chargen + Seriennummernverwaltung

  • etc.


Diesen Funktionsumfang können Warenwirtschaftssysteme nicht leisten. Oft werden die ERP Systeme zu Logistiksystemen umfunktioniert. Dies geht in den meisten Fällen dauerhaft aber schief.


Wenn Sie jetzt noch ein intelligentes Jahresarbeitszeitkonto mit Prämiensystem welches sich an den Unternehmenszielen ausrichtet, einführen, steht einer guten Kommissionierung nichts mehr im Wege.







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